From: Boris Kraut <krt@nurfuerspam.de>
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Date: Wed, 29 Aug 2012 23:28:38 +0200
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Message-ID: <20120829212838.jlFAHF@silberbruch>  
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Subject: Re: Stillstand (Teil2)

Zu meinem Artikel haben mich einige Mails erreicht, deren Inhalt
hier natuerlich nichts zu suchen hat. Oder doch? Habe ich mich
mit dem Post nicht allein schon alle Grenzen ueberschritten? So
fragt man mich nicht ohne Grund:

> Du bist dir bewusst, dass du Sachen, die persoenlicher sind
> als alles, was ich jemals in Facebook schreiben wuerde, [ver-
> oeffentlicht hast]

Ja, dessen bin ich mir bewusst! Das ist der Grund warum es in den
letzten Wochen nicht wirklich was hier zu lesen gab -- alles was
es gab waren Einschuebe, weil ich noch nicht wusste, ob ich den
Artikel so schreiben und veroeffentlichen wollte. Eigentlich wollte
ich ihn damals kurz nach dem ersten Teil schreiben, der von Anfang
April ist. Es ist also reichlich Zeit fuer Ueberlegungen gewesen.

Wobei Facebook qualitativ etwas anderes ist, als solche Texte an
Bekannte zu schreiben oder auf seinem eignenen Blog zu ver-
oeffentlichen. Das eine ist der Datenschutz/Datensparsamkeits-
aspekt, dagegen habe ich definitiv verstossen -- Begruendung
siehe unten -- was aber FB problematischer macht ist zudem:

 - Zentralisierung von Kommunikation
 - Aenderung sozialer Normen durch ein Unternehmen
 - Werbung fuer FB
 - Einwilligung in die Datenauswertung und finanzielle Ver-
   wertung

Gerade der letzte Punkt ist halt so eine Sache: Klar, wenn ich
die Mail auch an Leute mit Google-Adressen (oder gar FB? Hat da
jemand schon aus Bequemlichkeit ne automatisierte Weiterleitung?)
schicke, haben die Unternehmen auch Zugriff auf den Text und
werden ihn durchrastern. Aber eine Einwilligung in deren AGB ist
es eben nicht. Denn nicht ich, sondern der Mensch der solche
Adressen nutzt, hat dort eingewilligt. Macht im Endeffekt keinen
Unterschied, ausser das ich sagen kann "Super, du bist nicht der
Schuldige." Aber sobald man kommuniziert geht man eben dieses
Risiko ein. Die ganzen 1und1-Adressen sind ja nicht viel besser,
da wird auch -- wenn auch im kleineren Massstab -- die Mail durch-
wuehlt. Oder selbst wenn nicht: Ich kann ja nicht sicherstellen,
dass nicht doch jemand die Mail weiterleitet oder auf FB postet.

Und auch wenn der Artikel schon an Google ging, auf meiner Web-
deponie ist er noch nicht. Im Feed taucht zwar 

  https://entropia.de/~krt/2012-08-25T00:45:26.00Z.txt

als URL auf, aber ist (momentan?) nicht zugaenglich. Mag nicht
konsistent sein, dass man auf der einen Seite davor warnt und
auf der anderen Seite sowas ueberhaupt veroeffentlicht, aber der
Grund ist folgender:

Ich habe Fehler gemacht und ich wollte fuer mich selbst [!] einen
Neustart machen. Dazu musste ich selbst -- yaya, fast katholisch
-- die Fehler bekennen. Ein "oeffentliches" Bekenntnis war fuer
mich befreiender als immer wieder in Gespraechen alles aufzurollen.